Ein rund 12 Meter langer und heute nur mehr etwa 3 Meter hoher Felsen inmitten einer Wiese ist das große Stück einer Gesteinsmure, die 1916 von der Koralm abgegangen ist. Eine in den Felsen gemeißelte Inschrift erinnert an diese Naturkatastrophe.
Da der schwere Felsen im Verlauf der Jahrzehnte immer tiefer in den Boden eingesunken ist, befindet sich die Inschrift heute nur mehr in Kniehöhe über der Wiese. „Ein Bauer hat erzählt, dass man in dem Jahr als die Inschrift in den Stein gemeißelt wurde, mit der Leiter auf den Felsen hinaufgestiegen ist," wissen die Nachbarn zu berichten. Am Felsen ist noch eine weitere Inschrift allerdings nur mit dem Datum des Unglücks zu finden. Es dürfte die erste Inschrift sein, die hier angebracht worden war.
Bereits 1660 hatte es einen Bergsturz von der Koralpe gegeben: Am 4. Juni wurde durch einen Wolkenbruch und Bergsturz das Dorf Gemersdorf und die Kirche zerstört und verschüttet. Das Unglück forderte 29 Menschleben. Die Abrutschstelle von 1660 befand sich am Hang der Koralm selbst, die Schuttmassen wurden durch den Gemmersdorfer Bach, der in den Schriften als Godinger Bach bezeichnet wird, ins Tal befördert.
Beim Bergsturz 1916 hingegen soll sich die Mure vom Krakaberg gelöst haben.
An die Murenkatastrophe von 7. September 1916, bei der mehr als 22 Menschen ums Leben gekommen sind, erinnert heute noch ein großer Felsblock am wild von Sträuchern überwucherten Kreuzerbach, auf einer Wiese oberhalb von Oberpichling mit der Inschrift: "Abrutschung von der Schoberstatt Koralpe am 7. Sept. 1916." Der Platz ist ein alter Schutthügel und zeugt davon, dass es hier bereits zuvor (1660) eine ähnliche Katastrophe gegeben hat.
Ein zweiter großer Felsen, der sich 1916 ebenfalls vom Krakaberg gelöst hatte, wurde damals in mühevoller Arbeit nach Maria Rojach gebracht. Zuerst versuchte man vergeblich, ihn im Winter mit Pferden fortzuziehen, dann stellte das Stift St. Paul zwölf Ochsen zur Verfügung. Ein halbes Jahr Arbeit brauchte es angeblich, um ihn an Ort und Stelle zu bringen. Der Stein befindet sich in Maria Rojach direkt vor der Pfarrkirche und wurde zum Kriegerdenkmal umgestaltet.
Über die Naturkatastrophe wird weiters berichtet:
"Die Mure soll sich vom Krakaberg gelöst und von dort in den Friesach-Graben abgegangen sein. Auch von einer Zweiteilung Richtung Kreuzerbach und Gemmersdorfer Bach ist die Rede. Da 1916 infolge des Krieges jede Veröffentlichung der Ereignisse verboten worden war, wurde das Unglück bald fast vergessen. Dabei tobten drei Wochen hindurch ununterbrochene Regenfälle, die Lavant und ihre Bäche traten über die Ufer. Straßen, Brücken und Bahnstrecken wurden vom Hochwasser zerstört. Am 7. September um sechs Uhr morgens lösten sich auf der Schoberstatt (heute Scheibstatt) etwa 200 Meter oberhalb der Baumgrenze rund 20 Hektar Bodenfläche und stürzte reißend den Kreuzergraben hinunter. Wieder konnte sich fast niemand retten. Eine Frau, die durch das Fenster auf die Bergseite sprang, kam mit dem Leben davon, während Mann und Kinder mitgerissen wurden. Einige Höfe verschwanden gänzlich, 20 Meter hohe Fichten kamen unter, ganze Waldbestände wurden vernichtet. Von Oberpichling bis Paierdorf bei Maria Rojach, wo noch eine Keusche samt Bewohnern hinweggeschwemmt wurde, reichten die Ausmaße der Mure. Die Wassermassen wälzten sich durch das Tal gegen Unterdrauburg. Das untere Tal glich einem See. Lavamünd war von Wassermassen eingeschlossen und nur per Boot erreichbar. Es dauerte Jahre, bis alle Schäden behoben werden konnten."
In: Wolfsberger Zeitung, Margot Gupper, 2009
Weiterführende Informationen:
http://www.kulturstadl.at/geschichte.html
Bericht Krakaberg
"Abrutschung von der Schoberstatt Koralpe am 7. Sept. 1916."
St. Andrä im Lavanttal
Der Felsen befindet sich in Oberpichling am Kreuzerbach ca. 200 m nordöstlich des Wohnhauses Oberpichling 40.
1916
Kategorie | Mahnmale |
Gemeinde | St. Andrä im Lavanttal |
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