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Wappengrabplatte Georg von Streitberg

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2012

Wappengrabplatte Georg von Streitberg 1

Wappengrabplatte Georg von Streitberg - Bild 1

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2012

Wappengrabplatte Georg von Streitberg 2

Wappengrabplatte Georg von Streitberg - Bild 2
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Beschreibung

Der Ritter Georg von Streitberg starb am 14. Oktober 1533. Sein Wappen ist durch eine aufrecht gestellte Sichel gekennzeichnet, die sowohl über als auch unter dem geschlossenen Helm in der Mitte der Grabplatte dargestellt ist.

Legende, Geschichte, Sage

Georg von Streiberg war Doktor beider Rechte und Vizedom zu Wolfsberg. Er soll im Jahr 1529 gegen die Türken in den Kampf gezogen sein.

Ausführliche Informationen zur Genealogie des 1690 erloschenen fränkischen Adelsgeschlechtes der Streitberg und dem Leben des Dr. Georg von Streitberg finden sich bei Dieter Zöberlein, Die von Streitberg, Geschichte einer fränkischen Adelsfamilie, Teil 1., Burggrub 2017

Hier ein kurzer Auszug aus dem Originaltext von Dieter Zöberlein, S. 140 - 142:
"Am 7. April 1528 erhielt Dr. Georg vom Bamberger Fürstbischof die Bestallung zum Viztum, also Statthalter des Bischofs über die bambergischen Besitzungen in Kärnten. Er wurde damit Nachfolger des Domherrn Andreas Fuchs. Die Vizedome wurden vom Bischof von Bamberg mit der Verwaltung, Gerichtsbarkeit und den sonstigen Obliegenheiten der entfernt liegenden Lehensgebiete betraut. Die Residenz des Vizedoms war Schloss Oberwolfsberg. Dort sind auch neben einigen Grabdenkmälern in der Markuskirche viele Gedenksteine an Vizedome eingemauert. Das Wirken von Dr. Georg von Streitberg kann man in der Geschichte von Wolfsberg nachlesen.
Nachfolgend werden Passagen wiedergegeben: Die Vizedome entschieden in den meisten Angelegenheiten selbstständig. Alltagssachen wurden überhaupt vom Vizedomamt, an dessen Spitze der (Hof-)Kanzler stand, entschieden. In Fragen von vorzüglicher Wichtigkeit musste aber die Zustimmung des Bischofs eingeholt werden. Auch waren die Vizedome zu regelmäßiger Berichterstattung an Bamberg verpflichtet. Georg Ritter von Streitberg amtierte als Vizedom von 1523 (richtig ist 1528) bis Oktober 1533. Er versuchte seinem Herrn dadurch zu nützen, dass er die Edelmetallgewinnung im Lavanttal ausweitete. Er ließ 1530 die hochfürstlich bambergische Fronschmelzhütte im Pressinggraben errichten. Im Lavanttal schürfte man damals laut einer Urkunde von 1535 neben den bedeutenden Vorkommen in der Kliening und bei Reichenfels auch in Theißenegg, auf der Wölch, auf dem Limberg und bei St. Johann nach Edelmetallen. Die erwähnte Fronschmelzhütte diente vor allem zum Erschmelzen der 10%igen Fronabgabe an edelmetallhaltigem Erz, die von jedem Betreiber eines Edelmetallbergbaues als Burglehensabgabe an den Bischof abzuliefern war. Vizedom Georg Ritter von Streitberg hatte damit eine äußerst einträgliche Einnahmequelle für das Fürstbistum erschlossen, denn wir wissen, dass um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Lavanttal die größten Edelmetallmengen gewonnen wurden, und wir wissen auch, dass der Ertrag für Bamberg allein im Jahre 1567 über 16000 lb Pfennig (heute etwa 7 Millionen Euro) ausmachte. An den Handelsgeschäften beteiligten sich auch die Augsburger Fugger. Doch zum Jahrhundertende war auch hier der „Goldrausch“ schon wieder vorbei. In Georgs Amtszeit fällt die wichtigste und markanteste Bauperiode des Schlosses Wolfsberg. Es handelte sich um Befestigungsmaßnahmen, u. a. wurde der Turm errichtet, an welchem direkt über dem Leiterwulst der streitbergische Wappenstein angebracht wurde. Er zeugt von einer hervorragenden Arbeit der Steinmetzen. Die bambergischen Statthalter in Kärnten hatten es nicht leicht, sich gegenüber den landesherrschaftlichen habsburgischen Beamten in Kärnten zu behaupten. Zahlreiche Differenzen um die Gerechtsame fanden ihren Niederschlag in den Akten. Der Bamberger Fürstbischof Weigand behauptete, soweit es die Verhältnisse erlaubten, die Reichunmittelbarkeit in seinen kärntnerischen Besitzungen. Dagegen versuchten König Ferdinand I. und die Landstände von Kärnten so nach und nach die Unterwerfung, was zu vielen Streitigkeiten führte, insbesondere bei der Heranziehung des Bamberger Gebietes zur Landessteuer für die Türkenkriege. Endlich kam zwischen den königlichen Kommissären einerseits und den bambergischen Bevollmächtigten Ritter Georg von Streitberg, Vizedom zu Wolfsberg und Siegmund von Königsfeld, Pfleger zu Schloss Griffen andererseits am 7.7.1529 ein Rezess zustande, wonach der Bamberger Bischof gehalten sei, die Steuer in Notfällen - nun die Türkensteuer - abzuführen. Die Einhebung wurde dem bambergische Vizedom zugebilligt. Kurz darauf kam es erneut zum Streit, weil König Ferdinand mit Zustimmung des Papstes verordnet hatte, zur Bestreitung der Türkenkriege auch den vierten Teil aller geistlichen Güter zu verkaufen. Betroffen davon waren abermals bambergische Gerechtsame, nämlich die Abtei Arnoldstein und die Propstei Grifen. Dr. Georg von Streitberg versuchte dies abzuwenden, wurde aber am 30.12.1529 vom König abgewiesen, weil man dem Stift Bamberg keine Ausnahme zugestehen wollte.1335 Der kärntische Landeshauptmann Veit Welzer lobte den Viztum 1529 für seinen Einsatz bei der Landesverteidigung. Als es galt, den drohenden Einfall der Türken zu wehren, mochte man ihn bei den Beratungen über die Gegenmaßnahmen nicht missen. Dr. Georg sei dabei nit der Wenigste im Ausschuß der kärntischen Landschaft gewesen. Am 21.7.1531 verfasste Ritter Dr. Georg von Streitberg ein Protest-Instrument gegen den Kärntner Landeshauptmann, nachdem dieser den Bamberger Besitzungen Steuern auferlegt hatte. Vier Monate später protestierte er gegen die Beeinträchtigung der bambergischen oberen Gerichtsbarkeit und Fischweide in den Pflegen Kienburg und Straßfrieden durch besagten Kärntner Landeshauptmann.
Die Landeshoheit und Gerichtsbarkeit erforderte Dr. Georgs juristische Spezialkenntnisse. Ende 1531 klagten die habsburgischen Untertanen Wolfgang Teschen und Siegmund Payn in jeweils eigenen Verfahren gegen den Viztum von Streitberg am Kärntner Landgericht in Klagenfurt. Streitgegenstand war das öde Landstück Jobstlein im Lavanttal. Der von Streitberg wies die Klage am 8.12. des Jahres wegen Unzuständigkeit des Gerichts zurück. Der Bischof von Bamberg habe das Privileg, dass sich seine Untertanen nicht vor fremden Gerichten verantworten müssten. Ungeachtet dessen setzte der Kärntner Richter Moritz Welzer den Prozess fort, worauf Georg von Streitberg beim Reichskammergericht gegen die Zwischenurteile appellierte. Die Brisanz lag darin, dass sich die Appellation letzten Endes auch gegen die habsburgischen Ansprüche richteten. Am 1.7.1532 erwirkte der Kärnter Landeshauptman bei Kaiser Karl für das laufende Verfahren am Reichskammergericht ein Mandat gegen den „ungehorsamen“ Dr. Georg von Streitberg. Am Ende fiel die Sache weitestgehend zugunsten des Dr. Georg von Streitberg, resp. des Bischofs von Bamberg aus. Der komplexe Prozessverlauf wurde vom Assessor des Reichskammergerichts Matthias Alber protokolliert und fand Beachtung in der juristischen Fachliteratur. Es sei noch erwähnt, dass Dr. Georg 1530, vermutlich im Zusammenhang mit einem Heimaturlaub den Reichstag in Augsburg besuchte. Noch kurz vor seinem Tode 1533 hatte Dr. Georg eine Tagung in Villach einberufen, um über die Möglichkeiten zur Steigerung des Bleikaufs zu beraten. Dr. Georgs Grabplatte in Wolfsberg Ritter Georg von Streitberg starb am 9. Oktober 1533. Diese Angabe dürfte den Akten entnommen sein. Andere Quellen, die sich auf die Inschrift auf dem Grabdenkmal berufen, nennen den 14. Oktober 1533. Dieses ist außen an der Südseite des Presbyteriums der Pfarrkirche von Wolfsberg angebracht, und zwar zwischen den Gedenksteinen für die beiden Frauen des Stadtrichters Hans Harschl und dem Kämmerer des Vizedoms Johann Georg von Stadion, Franz Tännion. Die kunstvoll gemeißelte Grabplatte besteht aus einem Kalksteinblock von 190 cm Höhe und 92 cm Breite. Sie zeigt in einer zierlichen Blende, deren Pilaster in Blatt-Ornamentik ausgeführt sind, das streitbergische Wappen, eine aufrecht gestellte Sichel, welche sich über dem offenen Spangenhelm erhebt. An den vier Ecken der schriftlich bedeckten Randleiste sind die Wappenschilde der Ahnen angebracht und zwar rechts oben das der Streitberg, links oben das der Stiebar, ein geteiltes Schild mit der Lanzenspitze, rechts unten das Wappen der Mutter vom Vater, einer von Herbilstatt mit vier nach rechts zeigende Spitzen und schließlich links unten das Wappen der von Redwitz. Die außen umlaufende Inschrift lautet: Nach Christi unseres Herrn Geburt 1533. Jahr am 14. / tag Octobris starb der gestreng / edel und hochgelehrte Herr Georg von Streitberg Ritter / beder Rechten Doktor / Vitzdom zu Wolfsberg / dem Gott genad Amen."

Gemeinde

Wolfsberg

Standort

Die Grabplatte befindet sich an der östlichen Außenmauer der Stadtpfarrkirche.
Markusplatz
9400 Wolfsberg

Entstehungszeit

1533

Eigentümer / Betreuer

Pfarre Wolfsberg