Der Karner am Kirchplatz in St. Veit ist ein romanischer Rundbau des 12. oder 13. Jhs. mit spätgotischem Sternrippengewölbe auf Konsolen und einem Kegeldach aus dem 15. Jh. Er zählt zu den größten Beinhäusern im deutschen Sprachraum. Ein 1511 erneuerter Laubenumgang wurde in der Barockzeit abgetragen. Anstelle der ursprünglichen Apsisnische befindet sich im Osten das heutige Eingangstor mit Gitter (17. Jh.). Das alte Rundbogenportal an der Westseite wurde vermauert, die Rundbogenfenster teilweise verändert bzw. erneuert.
Der Karner dient seit 1930 als Kriegergedenkstätte. Dafür schuf der Architekt Karl Maria Kerndle einen riesigen Sarkophag aus Serpentin, der fast den gesamten Innenraum ausfüllte. Die Wände schmückte Switbert Lobisser mit 8 monumentalen Darstellungen von Kriegern. Ein Fragment davon, das Porträt eines Abwehrkämpfers, befindet sich heute im Stadtmuseum. Das gotische Sternrippengewölbe wurde von Lobisser mit Rankenwerk versehen.
Bei der Restaurierung 1958 wurden auf Empfehlung des Bundesdenkmalamtes der Sarkophag und die Fresken Lobissers entfernt. Für die Neugestaltung des Karners stellte der damalige Stadtpfarrer das ehemalige Lettnerkreuz aus der Stadtpfarrkirche zur Verfügung. Dieses überlebensgroße Kruzifix gehörte ursprünglich zu einer Kreuzigungsgruppe.
Das Untergeschoß des Karners mit einem Gewölbe ist seit 1930 unzugänglich, es wurde vermauert.
Außen an der Nordseite des Karners ist ein kleines Fragment eines karolingischen Flechtwerksteines eingemauert.
Bei der Steintreppe die zum Eingang des Karners führt, dient das Fragment einer Grabplatte, die bereits zur Gänze abgetreten ist, als Stufe.
Der Bau des Karners ist zweigeschossig, wobei das untere Geschoß zur Aufbewahrung der Knochen diente und das obere als Michaelskapelle verwendet wurde.
Der ehemalige Friedhof rund um die Stadtpfarrkirche war nur sehr klein, da der Platz innerhalb der Stadtmauern wertvoll war. So war es notwendig, dass die Grabstätten zeitlich begrenzt besetzt waren. Wurde ein Grab neu belegt, so schlichtete man die noch nicht verwesten Gebeine in das untere Karnergeschoß. Der Friedhof wurde schließlich 1790 aufgelassen.
Die Michaelskapelle war für den mittelalterlichen Menschen eine wichtige Gebetsstätte, gilt doch der Erzengel Michael als Seelenbegleiter und Seelenwäger.
Im Inneren befindet sich ein überlebensgroßes spätgotisches Kruzifix mit originaler Fassung. Die dazugehörigen Assistenzfiguren, bez. 1516, befinden sich im Liebighaus in Frankfurt am Main.
St. Veit a. d. Glan
68351
Der Karner steht südlich der Stadtpfarrkirche St. Veit, inmitten des ehemaligen Friedhofes.
Kirchplatz
9300 St. Veit a. d. Glan
Urkundlich erstmals 1359 erwähnt.
Stadtpfarre St. Veit
Kategorie | Kapellen / Kreuzwege |
Gemeinde | St. Veit a. d. Glan |
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