Wo man von St. Donat kommend gleich nach der Ortschaft Baiersdorf eine kleine Anhöhe erreicht, markieren zwei Kastenkreuze links und rechts der Straße einen Rastplatz, der einen schönen Blick auf die Burg Hochosterwitz bietet. Die beiden Kreuze, ehemals unter der Bezeichnung Wernhammerkreuz bekannt, wurden einer alten Tradition entsprechend zum Schutz vor Hagelschauer errichtet und zuletzt im Zuge des Ausbaus der Hochosterwitzer Straße Anfang der 1960-er Jahre erneuert. Ursprünglich soll es an dieser Stelle nur ein Kreuz links der Straße gegeben haben, und das zweite Kreuz stand rund 100 m weiter südlich inmitten der Felder an der Grundstücksgrenze der Höfe vulgo Toni und Paule und wurde erst im Zuge des erwähnten Straßenbaus an ihrem heutigen Platz neu aufgestellt. Beide Kreuze haben die gleiche Bauweise mit einem geschwungenen Satteldach und einem kleinen, gußeisernen Herrgott.
Den Naturgewalten von Blitz und Hagel fühlten sich die Menschen seit jeher machtlos ausgeliefert, was dazu führte, dass sie sich schon in vorchristlichen Zeiten durch magische Praktiken davor zu schützen suchten. Mit der Verchristlichung der heidnischen Traditionen hielten in unseren Breiten der kirchliche Wettersegen, das Wetterläuten aber auch das Aufstellen von Wetterkreuzen Einzug, wobei die Kreuze über lange Zeit hindurch Ziel von Flurumgängen bzw. Bitt- und Bußprozessionen waren. Das gilt auch für die Wetterkreuze in der Pfarre St. Donat, wie ein Eintrag in der Pfarrchronik aus dem Jahr 1894 beeindruckend belegt, wo zu lesen steht:
Auf dem Höhenzug zwischen Mairist und Baiersdorf stehen 7 Wetterkreuze. Frau Magdalena Wank, geborene Beiweis, Besitzerin der Wernhammer Realität erzählte dazu: In den früheren Jahren habe der Hagel fast alljährlich großen Schaden angerichtet; ihr seliger Vater habe irgendwo Wetterkreuze gesehen und zwei gleiche anfertigen lassen. Diese wurden an der Stelle, wo heute (Anm.: gemeint ist 1894) die zwei Wernhammerschen Wetterkreuze stehen, aufgestellt und von ...(?) eingeweiht. Bis heute sind wir gottlob vom Hagel verschont geblieben. Voriges Jahr als in Osterwitz und Kulmitz der Schauer alles erschlagen hat, kam der Hagel nur bis an unsere Feldgrenzen, deshalb die allgemeine Begeisterung zur Renovierung der Wetterkreuze.
Und weiter heißt es in der Chronik zum Ablauf der alljährlichen Prozession:
Am Schönsamstag (Samstag nach Fronleichnam) nach dem Segen ertönten in St. Donat alle Glocken, die Böller krachten unter dem Walde, die Prozession zog aus zur Benediction (Weihe) der prachtvoll geschmückten Wetterkreuze.
Der Priester mit Chorrock und Stola, weißgekleidete Jungfrauen, die Schuljugend und viele Andächtige beteten laut vor der Kirche den Rosenkranz.
Sie beteten ununterbrochen bis zur Mairister Höhe. In Baiersdorf warteten noch mehrere Teilnehmer, darunter auch der Herr Lehrer, der den Kindern ein gutes Beispiel gebend - heutzutage bei Lehrern eine Seltenheit - mit dem Hut in der Hand die ganze weitere Prozession mitmachte. Von der Wayeshöhe ging es querfeldein über Kartoffelfelder und Hafersaaten zum "Paulekreuz", wo eine kurze Ansprache gehalten wurde, sodann zurück zum "Waltlkreuze", von dort zwischen herrlich dastehenden Getreidefeldern zum "Tonikreuz", sodann bewegte sich die Prozession immer betend zum "Staunigkreuz" und weiter zum "Hanskreuz", dann schließlich zum ersten und zweiten Wernhammerkreuz". Die Benediction der Wetterkreuze war beendet. Jetzt bat Herr Franz Kahlhammer vulgo Jakl sein ebenfalls renoviertes Wegkreuz auch zu benedicieren (segnen). Über Hafersaat und darauf längs einer wahrhaft üppigen Kleebrache zog die betende Schar zum "Jaklkreuz". Die dortige Ansprache drückte den Dank aus für den schönen Blumenschmuck an den Wetterkreuzen und für die zahlreiche Betheiligung an diesem Glaubensbekenntnisse. Die Jugend wurde ermahnt, diesen Tag nicht zu vergessen und nach Jahren, wenn die älteren Leute bereits ruhen in Gott, den Kindern, die dann leben werden, zu erzählen, was ihre Eltern und Großeltern von den Wetterkreuzen gehalten – "Vor Blitz und Ungewitter, vor Schauer und Donnerschlagen bewahre uns o Herr."
St. Veit a. d. Glan
Die beiden Wetterkreuze stehen links und rechts der Hochosterwitzer Straße, dort wo man von St. Donat kommend hinter der Ortschaft die erste Anhöhe erreicht hat.
Baiersdorf, Hochosterwitzer Straße
9300 St. Veit a. d. Glan
Kategorie | Bildstöcke / Wegkreuze |
Gemeinde | St. Veit a. d. Glan |
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